von Dr. Thomas Liesemann
Über Friedrich Schiller möchte man als Holaner bestens Bescheid wissen. Waren es nicht die in die Analen der Geschichtsschreibung eingegangenen „Hanauer Sieben“, die vor über hundert Jahren durch ihren Aufruf für die Erhaltung von Schillers Geburtshaus dafür sorgten, dass dieses bescheidene Anwesen vor dem Verfall gerettet werden konnte? – Ja, so war es. Und was vor über hundert Jahren begann, zeigt auch heute noch Wirkung. Marbach am Neckar und das dortige Schiller-Gymnasium ist der Hohen Landesschule bis in die Gegenwart verbunden, was die schöne Einrichtung eines jährlich stattfindenden Besuchs der Deutsch Leistungskurse zu Schillers Geburtstag bei den Marbachern zur Folge hat.
Schiller wäre die Vorstellung einer Freundschaft zwischen der schwäbischen und der hessischen Schule, die sich im Gedenken an sein Eintreten für den aus freiem Entschluss Verantwortung ergreifenden Menschen zusammentun, um an dieses Ideal zu erinnern, sympathisch gewesen.
Nicht weniger gefreut hätte ihn die Tatsache, dass Schüler und Lehrer nicht müde werden, seine Balladen zu lesen, zu rezitieren, zu hören und sich an der Wucht und Zartheit seiner Sprache zu erfreuen. Mag Schillers Gedanke einer Erziehung vermittels Ästhetik den geneigten Leser auch zum bemühten Studium anhalten, so zeugt das Sprechen seiner Balladen wie „Die Bürgschaft“, „Der Handschuh“, „Der Taucher“ oder „Das verschleierte Bild zu Sais“ doch eine Wirkung, der sich kaum ein Zuhörer einziehen kann. Das liegt zum einen an Schillers Genialität, Worte zu finden, die treffen. Es liegt aber nicht weniger an der Kunst desjenigen, der diese Texte hörbar werden lässt.
Erland Schneck-Holze gebührt an dieser Stelle besonderer Dank für eine rezitatorische Meisterleistung, die den jungen (auch den nicht mehr so jungen) Holanern eine Hörerfahrung vermitteln konnte, an die man sich noch lange erinnern wird. Gleichermaßen ist das Verdienst unserer ehemaligen Kollegin Ursula Zierlinger herauszustellen, deren Erläuterungen in pointierter Weise wesentliche Anliegen von Schillers Ideal eines Menschen vermittelten; eines Menschen, der aus freien Stücken seine Intelligenz, seinen Mut und seinen Sinn für das Schöne für die Sache der Verständigung und Verbrüderung unter den Menschen einsetzt. Vielleicht tut es ja gerade dieser Tage Not, wieder einmal daran zu erinnern.
Glücklich die Schule, die auf die Verbundenheit, die Begeisterung und die gewitzte Intelligenz solcher Kolleg*innen zählen kann …