von Stefan Prochnow (Text) und Paul Heinrich, Q2 (Foto, Drohnenaufnahme)
Das „UN-Vollversammlungsgebäude“ liegt in der Eifel, die „Regierungschefin von Russland“ heißt Marina Mühlemann und der „UN-Generalsekretär“ stammt aus Maintal. Was nach verkehrter Welt klingt, war in Wirklichkeit das Planspiel „Politik und internationale Sicherheit“ (Pol&iS), das die Jugendoffiziere der Bundeswehr mit 44 Schülerinnen und Schülern der Albert-Einstein-Schule Maintal und der Hohen Landesschule Hanau (HOLA) vom 12. bis 14. Juli 2022 in der Jugendherberge Gemünden-Vogelsang (Eifel) durchführten.
Die Schüler mussten als Regierungschef, Staats- oder Wirtschaftsminister einer Weltregion auf aktuelle oder fiktive Nachrichten reagieren. Die Bevölkerung wollte mit Gütern versorgt sein, der Müll wollte entsorgt und der Frieden gesichert werden.
HOLA-Schüler Lars Fredrik Pohlmann (17) aus Nidderau hat es als „Regierungschef“ der Region Afrika geschafft, durch Handel an der internationalen Pol&iS-Rohstoffbörse und geschickte internationale Verträge die Situation seiner Region zu verbessern. Ein Problem sei aber die Raubfischerei chinesischer Trawler vor Westafrika.
Das Ziel von Pol&iS ist, Wissen über politische und wirtschaftliche Verhältnisse in den unterschiedlichen Weltregionen zu vermitteln, sagte Luftwaffen-Hauptmann Kurt Stiller, Jugendoffizier in Frankfurt am Main. Er führte zusammen mit Hauptmann Jens Mattheis und Kapitänleutnant Daniel Meier das Planspiel durch.
Die Teilnahme der HOLA-Schüler wurde finanziell von der Joachim-Herz-Stiftung unterstützt, die sich unter anderem der Förderung ökonomischer Bildung verschrieben hat.
„Pol&iS hat mir großen Spaß gemacht, weil man voll in seiner Rolle aufgehen und viel Kreativität einbringen kann. Das Feedback der Jugendoffiziere zu Rhetorik und Körpersprache bringt mich auch persönlich weiter“, äußerte sich Sophia Pryshchepna (17) zum Planspiel. Sie fand die Möglichkeit sinnvoll, in eine andere Rolle zu schlüpfen, sagte aber auch, dass das Arbeitspensum während des Planspiels erheblich sei. Die Sitzungen gingen von 8:30 Uhr bis abends 19:30 Uhr. Dass das Planspiel durch die Bundeswehr organisiert werde, fand die Hanauerin nicht schlimm. „Es wurde keine Werbung für die Bundeswehr gemacht. Generell wurden kriegerische Lösungsansätze von den Jugendoffizieren sehr kritisch gesehen, weil sie ja auch die Ersten wären, die darunter leiden würden.
Sophia plant für ihre Zukunft ein Studium der Geschichte und Politik in Irland, kann sich aber auch Studium bei der Bundeswehr, speziell in der Luftwaffe als Pilotin oder bei der Marine vorstellen. Sie macht als leidenschaftliche Seglerin gerade ihren Sportküstenschifferschein.
„Am Ende der drei Planspieltage haben die Schüler zwar nicht alle politischen und ökonomischen Probleme lösen können, sind aber deutlich weiter gekommen bei der friedlichen Lösung von internationalen Konflikten“, sagte HOLA-Lehrer Stefan Prochnow. Vielleicht wäre es auch in der realen Welt von Vorteil, wenn beispielsweise das Staatsoberhaupt von Russland die Noch-HOLA-Schülerin Marina Mühlemann wäre.