Am 22. Oktober 2019 besuchte der Hamburger Schriftsteller Nils Mohl die Hohe Landesschule. Im Gepäck hatte er nicht nur seinen 2011 erschienenen Roman „Es war einmal Indianerland“, sondern auch dessen Verfilmung.
Nils Mohl begann die Lesung mit einigen Informationen zu seiner Person. Zu der Zeit, als „Indianerland“ entstand, schrieb der Autor noch früh morgens, bevor er zur Arbeit ging. Als Schriftsteller brauche man meist einen Nebenberuf, so Mohl, um finanziell über die Runden zu kommen. Dies sei der Grund gewesen, warum er teilweise als Kassiere an der Kaufhauskasse, als Lagerarbeiter oder auch als Bauhelfer gearbeitet habe. Heute arbeitet er auch noch als Texter in einer Werbeagentur.
„Ich brauche ein Auto, ich brauche Geld, ich brauche Schlaf. Was ich habe, sind eine Mütze, noch fünf Tage Sommerferien, die Bohrmaschine von Edda.“ So stellt sich die Ausgangssituation des 17-jährigen Erzählers namens Mauser dar. Er ist ein Boxtalent und lebt in einer Hochhaussiedlung einer Großstadt und gerade ist einiges passiert, was sein Leben auf den Kopf stellt.
Zum einen hat er die rothaarige Jackie kennengelernt – ein Mädchen, das ihm den Kopf verdreht. Dass die aus reichem Haus stammende Jackie ihn überhaupt beachtet, findet er verwunderlich. Kurz vor Ferienende will Jackie schnell noch zu einem Festival, genauer: einem Pow-Wow, fahren und sie hätte gerne, dass Mauser mitkommt. Der ist sich aber nicht sicher, ob er Jackie wirklich dorthin begleiten will.
Zum anderen ist da noch Zöllner, der Vater von Mauser. Zöllner steckt in Schwierigkeiten: Er hat seine Frau in einem Streit umgebracht, sie zwei Tage lang in der Wohnung versteckt und die Tat schließlich seinem Sohn anvertraut. Dieser rät ihm, die Polizei zu informieren. Doch als diese in die Wohnung kommt, ist Zöllner schon auf der Flucht. Mauser erfährt davon, dass auch Zöller auf dem Pow-Wow sein wird.
Schließlich ist da noch Edda, ein etwas älteres Mädchen, das dem Jungen ebenfalls gefällt. Edda ist das komplette Gegenteil von Jackie: Sie interessiert sich nicht wirklich für Äußerlichkeiten, ist aber schlagfertig und einfühlsam zugleich. Mauser ist ihr offenbar sympathisch. Da Edda ein Auto hat, überlegt er, sie zu fragen, ob sie ihn zum Pow-Wow fährt. Ihm ist klar, dass er damit ihre Gefühle für ihn ausnutzen würde.
Soviel zur Romanhandlung. Diese wird übrigens nicht chronologisch erzählt, sondern eher wie ein Film, in dem öfters vor- und zurückgespult wird. Nils Mohl las uns seine Lieblingsausschnitte des Romans vor und zeigte diese anschließend in der Verfilmung. Anhand dieser Gegenüberstellung wurden die unterschiedlichen Möglichkeiten des Erzählens im Film und in der Literatur deutlich.
Auf die Frage, wie er es schaffe, sich in seine Charaktere hineinzuversetzen, erklärte Mohl, dass jeder Autor eigentlich nur Geschichten über sich selbst schreibe, dass er aber auch die unsympathischen Charaktere mögen müsse. In der an die Lesung anschließenden Fragerunde, gab der Autor Auskunft über die Entstehung eines Werks und brachte somit den Zuhörern den Beruf des Schriftstellers näher. Er erklärte, dass man das Entstehen eines Romans grob in drei Schritte einteilen könne. In der ersten Phase überlegt man, worüber man schreiben möchte. Man malt sich die Figuren in seiner Fantasie aus. Dann folgt das erste Aufschreiben, eine Phase, von der Mohl sagt, dass sie besonders viel Arbeit bereite, da man über Figuren schreibt, die vielleicht ganz anders sind als man selbst. Zuletzt folgt das Überarbeiten der Geschichte, in der man umschreibt und verbessert.
Obwohl er beim Schreiben nie daran dachte, sein Buch einmal zu verfilmen, war doch herauszuhören, wie zufrieden Herr Mohl mit der Verfilmung ist. Er merkte an, wie bei der Umsetzung Sprache und Form angepasst und verändert werden müssen.
Am Ende erwähnte Herr Mohl noch, dass er gerade an einem Artikel über die Flüchtlingskrise arbeite. Für seine Recherchen ist er nach Litauen gereist, einer Gegend, die der Heimat seiner Mutter sehr nahe ist. Da auch die Mutter einst aus Ostpreußen fließen musste, fühlte er sich dem Thema Flucht und Vertreibung nahe und es bereite ihm große Freude jetzt darüber schreiben zu können.
Aus unserer Sicht war dies eine sehr interessante Autorenlesung. Vor allem hat gefallen, dass beide Versionen – Buch- wie auch Film – vorgestellt wurden und man so in der Lage war beides miteinander zu vergleichen. Außerdem fanden wir die teilweise wirre Sprache in dem Roman interessant und wie diese auf der Ebene der filmischen Darstellung von abrupter Schnitttechnik wiedergespiegelt wird. In dieser Deutlichkeit haben wir das noch nie wahrgenommen.
Verantwortlich: Paulina Pavia, Lea Brodt, Lena Fater