Auf den Spuren der Hohen Landesschule in Herborn

von Pakiza Alim und Arzu Rushen

Am 31.5.2023 fuhr die AG-Gruppe „Ingenieurswesen“ unter Leitung von Dr. André Griemert nach Herborn. Das Ziel war die ehemalige Herborner Hohe Schule, ein altes Gebäude mit reicher religiöser und kultureller Geschichte.

v. l. n. r.: Frederik Neuwald, Irina Preis, Arzu Rushen, Pakiza Alim und Dr. Andre Griemert vor der ehemaligen Hohen Schule in Herborn

Die Hohe Schule in Herborn war die „Mutterschule“ der HOLA. Nach ihrem Vorbild sowie nach dem Vorbild der Straßburger Akademie wurde das gymnasium illustre in Hanau gegründet. Dabei war aber die Herborner Hohe Schule (gegründet 1584) mit ihren Fakultäten für Theologie, Jura, Medizin und Philosophie weit berühmter als die HOLA. An ihr lehrten bedeutende Persönlichkeiten des 16. Jahrhunderts.

Die Anfänge der Hohen Schule lagen im Schloss Herborn. 1588 kaufte Graf Johann VI. von Nassau-Dillenburg der Stadt Herborn das alte Rathaus ab und ließ es durch Erweiterungsbauten zur Hohen Schule umfunktionieren.

Läuft man durch den Torbogen und den Eingang des noch heute bestehenden Schulgebäudes, so eröffnet sich einem eine ganz andere Welt: Man sieht die Gebäudeteile, in denen Professoren wohnten oder in denen die Mensa untergebracht war, und man trifft auf die Aula der Schule. Dort sprachen wir über Martin Luther und Johannes Calvin sowie ihren Einfluss in den damaligen Zeiten. Zudem hörten wir, wie die beiden Reformatoren die Bildungslandschaft prägten. Die Academia Naussauensis wurde zu einer der wichtigsten Hochschulen im reformierten Europa. Besonders beeindruckend war dabei das alte Disputationsgestühl von 1610, in dem auf Latein die Prüfungen (disputationes) abgehalten wurden.

Danach wurde unsere Gruppe zum Schloss geführt, wo noch heute das Theologische Seminar der evangelischen Kirche Hessen-Nassau untergebracht ist und früher Professoren lebten. Danach ging es zur evangelischen Stadtkirche, wo sich einst die Bibliothek der Hohen Schule befand. Auf dem Weg zurück gingen wir an der akademischen Buchdruckerei vorbei. Diese arbeitete ausschließlich für die Belange der Hohen Schule.

Unter den Besuchern befand sich auch ein ehemaliger HOLA-Lehrer, nämlich Dr. Hubert Müller.

Anschließend gingen wir wieder in Richtung der Hohen Schule, besuchten dieses Mal jedoch das Museum. Dort wurde uns vom berühmtesten Schüler der Herborner Hohen Schule berichtet: Jan Amos Comenius gilt bis heute als Gründer der modernen Didaktik (Unterrichtslehre). Er veröffentlichte über 200 Werke, von denen viele auf andere Sprachen übersetzt worden sind. Er studierte zeitgleich mit dem Grafen Philipp Ludwig II. von Hanau-Münzenberg in Herborn. Letzterer war Rektor der Hohen Schule. Damals wurden adelige Studenten zu Ehrenrektoren ernannt, um den Schulen auf diese Weise ein höheres Ansehen zu geben. Seine Studienzeit sowie seine Bildungsreisen in die Niederlande werden Philipp Ludwig II. bei seiner Schulgründung in Hanau inspiriert haben.

In der Ausstellung selbst lernten wir etwas über den Studentenalltag und über die Inhalte, die damals an der Hohen Schule gelehrt wurden. Wir entdeckten aber auch weitere Verbindungen zu Hanau: So war der spätere Kaiserliche Rat Johann Peter Lotichius als einer der ersten Professoren an der HOLA nach seiner Lehrtätigkeit in Hanau ab 1642 Professor für Medizin an der Hohen Schule Herborn.

Wozu das Ganze?
Im Schuljahr 2022/23 recherchierten wir Bild-, Karten- und Textquellen zum 1665 eröffneten, ersten Gebäude der Hohen Landesschule. Nach intensiver Auswertung des Quellenmaterials erstellten wir mithilfe der Programme „SketchUp“ und „Solid Edge“ ein realistisches und zugleich erstmaliges 3D-Modell des ersten HOLA-Gebäudes. Das von uns erstellte 3D-Modell soll als „Augmented Reality-Erlebnis“ mithilfe einer App fürs Smartphone, sowohl am heutigen Standort der HOLA (wo sich das historische Portal als letztes bauliches Relikt des alten Gebäudes noch finden lässt) als auch am historischen Standort der Schule am Freiheitsplatz (Ecke heutiges Gewerkschaftshaus) zum Leben erweckt werden. Auf diese Weise könnte ein/-e jeder/-r Smartphone-User/in das 1945 zerstörte und später abgerissene Originalgebäude von 1665 virtuell maßstabsgetreu betrachten. Hierzu startete am Vorabend des Oppemheim’schen Einschulungsjubiläums in Zusammenarbeit mit den Freunden und Förderern der Hohen Landesschule e. V. ein Spendenaufruf zur Finanzierung des ambitionierten Vorhabens, für das OB Claus Kaminsky die Schirmherrschaft übernommen hat. Jeder noch so kleinen Spendenbeitrag hilft, dem Ziel, eine digitale Brücken zwischen Geschichte und Gegenwart der Topographie Hanaus zu schlagen, ein Stück näher zu kommen. (Kontoinhaber: Vereinigung der Freunde und Förderer der Hohen Landesschule e.V.; IBAN: DE31 5065 0023 0000 1059 08; Verwendungszweck: Hola AR Projekt).

Dr. André Griemert mit Frederik Neuwald und Irina Preis