von Andreas Kühnel, Emely Reuthal, Meike Schäfer
21. Mai 2019. 19 Uhr. Gespannt warten Eltern, Lehrer und Schüler auf das diesjährige Theaterfest an der Hohen Landesschule. Zum fünften Mal heißt es Vorhang auf für die Theatergruppen, die sich in intensiven Proben auf ihre Aufführungen vorbereitet hatten. Die Schüler/innen sind gespannt, ein kleines bisschen nervös und voller Vorfreude.
Dieses Jahr stand das Theaterfest unter keinem speziellen Motto, die Aufführungen waren sehr unterschiedlich und zeigten die Vielschichtigkeit von Theaterarbeit. Nach etwas mehr als zwei Stunden lässt sich sagen: Über 70 Schüler/innen sorgten für einen erfolgreichen Abend, indem sie über Standbilder, Chorisches, die vielfältige Verwendung von Requisiten oder die Nutzung des Raums ihre Zuschauer begeisterten.
Durch den Abend wurden die Zuschauer/innen im dicht besetzten Philipp-Ludwig-Forum der Hohen Landesschule von Schüler/innen aus dem Profil Theater der fünften Jahrgangsstufe (Frau Schäfer) begleitet. Es wurden kurze Szenen aus der Theaterarbeit des laufenden Schuljahres dargeboten (Choreografie, Gramolo, Status).
Schüler/innen aus dem Profil Theater Jahrgang 6 (Frau Reuthal) zeigten ein Stück über sich, das das Publikum aktiv einbezog und die letzten beiden Schuljahre parodistisch aufarbeitete. So wurde das Publikum dazu aufgefordert, die noch nicht sichtbare Gruppe stehend zu begrüßen oder ihre lustigsten Erlebnisse aus der eigenen Schulzeit wiederzugeben. Anfangs stellte sich die Gruppe durch ein kurzes Video vor, das die Theaterarbeit dieses Schuljahres zusammenfasste: Volkstrauertag in der Paulskirche (18.11.2018) oder Poetry-Slam im Rahmen der Schultheatertage an der HOLA (08.02.2019).
In verschiedenen Szenen, die vorher in Kleingruppen erarbeitet worden waren, zeigten sie Ausschnitte aus ihren Pausen und Englischstunden und hielten sich so selbst den Spiegel vor. Auch nahmen sie das Publikum mit in eine fiktive Dienstbesprechung – in welcher Lehrertypen überzeichnet dargestellt waren – und einen ganzen Tag mit der 6A. Kollegenzitate und Fotos der Schüler/innen rundeten die Szenen ab. „Mamma mia“ – der ganz normale Wahnsinn.
In der anschließenden Pause wurde das Publikum mit leckeren italienischen Antipasti und Kaltgetränken versorgt. Schüler/innen des WU-Kurses Italienisch (Frau Volpe) bereiteten die Speisen zu, Frau Zelck (Catering-AG) und Frau Schnatz aus der Elternschaft unterstützten tatkräftig.
Den Auftakt des zweiten Teils bildeten die Schülerinnen und Schüler des WU-Kurses Shakespeare (Frau Schäfer) aus den Jahrgangsstufen 7 bis 9 mit der bekannten Komödie A Midsummer Night’s Dream. Aller Widrigkeiten der englischen Sprache – zumal aus Shakespeares Zeiten – zum Trotz zeigten die Akteure, dass man auch in einer Fremdsprache mit Leidenschaft und Freude lieben, lachen, weinen – und auch schimpfen kann, zum Beispiel wenn der etwas tollpatschige Elf Puck durch einen falsch eingesetzten Zauber einige Verwirrung stiftet. Doch wie immer gilt „all is well that ends well“, wie Shakespeare selbst sagen würde – und so konnte auch in dieser Aufführung der Herzog schließlich zwei glücklich vereinte Liebespaare in seinem Palast begrüßen.
Den Abschluss des Abends bildete Herrn Kühnels und Herrn Pfarrer Trusheims Bearbeitung von Hugo von Hofmannsthals Jedermann in einer eigens für die gleichnamige AG bearbeiteten und modernisierten Fassung. Hierbei wurden Teilpassagen aus der sprachlich sehr anspruchsvollen Originalfassung mit neuen, schülernäheren Übersetzungen kombiniert. Der Protagonist des Stückes, das im Kern dem sogenannten christlichen Mysterienspiel zugeordnet wird, ist „der reiche Jedermann“, der in der HOLA-Fassung sowohl von Schülerinnen, als auch von Schülern in immer wieder wechselnden Rollen gespielt wurde. Dieser führt kein christliches Leben im Sinne der Nächstenliebe und Barmherzigkeit, woraufhin er von Gott und dem Tod vor das Jüngste Gericht gerufen wird, um Rechenschaft abzulegen. Hierbei begegnen ihm auch noch seine personifizierten Werke und sein Glaube sowie Mammon, sein Geld, das ihm im Jenseits jedoch nichts mehr nützen wird.
Die Holanerinnen und Holaner zeigten an diesem Abend eine ansprechende Leistung und schafften es, die Fassung weg von einem rein christlichen Mysterienspiel hin zu einem alle Religionen umfassenden ethisch-tiefgründigen Stück zu inszenieren, das am Ende den Zuschauerinnen und Zuschauern selbst das Urteil über Jedermann hat fällen lassen.