„Die Welt in uns, wir in der Welt“ – Abschlussveranstaltung der Schultheatertage an der Hohen Landesschule

von Diana Birkenfeld und Katharina Lücker

Die Abschlussveranstaltung der Hanauer Schultheatertage am 08.02.2019 wurde im Philipp-Ludwig-Forum von der Schulleiterin Sabine Schaetzke in einer Begrüßungsrede eröffnet. Die Schulleiterin hieß die Stadtverordnetenvorsteherin Beate Funck, Wolfgang Kischel vom Bereich Soziokultur, Stadtidentität und Internationale Beziehungen, Vertreter des Staatlichen Schulamtes Hanau sowie die beteiligten Schulen an der HOLA willkommen. Schaetzke freue sich über diese Veranstaltung an der Schule, da das Schultheater für die HOLA traditionell sei. Sie dankte der Stadt Hanau für ihren Rat und die finanzielle Unterstützung für diese Veranstaltung sowie für das Catering an diesem Abend, den beteiligten Kolleginnen und Kollegen und Dominic Stipic für die musikalische Begleitung am Klavier.

Im Anschluss begrüßte Beate Funck für die Stadt Hanau die Anwesenden. In ihrer Ansprache hob sie hervor, dass Schultheater einzelne und Gruppen fördere und fordere, zu Veränderungen führe, aber vor allem mitreißen und begeistern könne.

Funck gab dem Publikum einen Überblick über die Neugestaltung der Schultheatertage, die 2017 im neuen Konzept wieder ins Leben gerufen wurden.

Sie sprach ihren Dank für die finanzielle Unterstützung an die Sparkasse Hanau und das Hessische Kultusministerium aus. Ebenso bedankte sie sich bei Frau Anne Schadt, Fachberaterin für Kulturelle Bildung im Staatlichen Schulamt für den Main-Kinzig-Kreis, und Wolfgang Kischel.

Christine Hohmann, zuständige Dezernentin im Staatlichen Schulamt des Main-Kinzig-Kreises begrüßte auch alle Gäste und bedankte sich insbesondere bei der Schulleitung der HOLA, dem Objektverwalter, dem Service Team Technik und allen beteiligten Kolleginnen und Kollegen für die Organisation dieser Veranstaltung.

Alle weiterführenden Schulen in der Stadt Hanau und im Kreis konnten sich für unterschiedliche Theaterprojekte bewerben. Die Lindenauschule, das Ulrich-von- Hutten-Gymnasium, die Bertha-von-Suttner-Schule, das Franziskaner Gymnasium Kreuzburg sowie die Hohe Landesschule nahmen dieses besondere Theaterangebot wahr.

Ein Mitglied des „Dramateure“-Ensembles, Matthias Kromat, führte unterhaltsam durch das Programm an diesem Abend und erinnerte an Erland Schneck-Holze, der ihn persönlich zum Theaterspielen brachte und die Theaterarbeit an der HOLA entscheidend prägte.

Zum Auftakt beeindruckte die Profilklasse-Theater 6F der Bertha-von-Suttner-Schule unter der Leitung von Wolfgang Schramm und Viola Kilp mit ihrer Darbietung, die mithilfe von Improvisationsübungen entstanden ist, das Publikum. Die jungen Darsteller setzten sich unter anderem mit Fragen wie „Warum gibt es Kriege?“;  „Warum sterben Menschen“ und „Freundschaft“ in einem gekonnten Wechselspiel mit Sprechelementen und pantomimischen Einlagen auseinander.

Anschließend ging es mit der Profilklasse-Theater 6A der Hohen Landesschule, die  mit Dominique Macri und Emely Reuthal ihren Beitrag erarbeitet hatten, im Programm weiter. Die Schülerinnen und Schüler begeisterten mit Poetry Slam und sie hatten dazu ihre ganz eigenen Worte und Gesten gefunden. Negativ besetzte Themen wie beispielsweise „Plastikmüll“, „Trennung der Eltern“, „Krieg“, „Waffen“, „Tierquälerei“, „Rassismus“ oder „Trauer“ wurden kontrastiert mit positiv besetzten Themen, wie „Schulbildung“ oder dem „Fortschritt der Medizin“. Gewürzt wurde diese „ZEIT“-Betrachtung mit einer kräftigen Prise Ironie und Humor, die vom Publikum anerkennend mit Zwischenapplaus wahrgenommen wurde. Kurz vor Ende der Darbietung standen zwei Freundinnen vorne am Rand der Bühne. Sie erzählten die Geschichte ihrer Freundschaft und wie diese auch sie selbst und ihr Leben verändert hat: „Ich zeige Dir Orte, Du zeigst mir Dinge und ich zeige Dir mich!“ Abgerundet wurde dieser Beitrag mit der Frage nach der Wichtigkeit eines jeden Einzelnen in der Welt. Als die jungen Darsteller unter tosendem Applaus von der Bühne abgingen, ließen sie ein sehr beeindrucktes und tief bewegtes Publikum zurück.

Der dritte Programmpunkt wurde von dem DS-Kurs Q1, erarbeitet mit Marco Schkoda und Olga Penner von der Lindenauschule, dem Publikum vorgetragen. Mit den Mitteln des sogenannten Objekttheaters präsentierten die Schülerinnen und Schüler unter dem Titel „Dinge und anderes Zeug“ Szenen und Orte ihrer eigenen Schule in Zeitlupe, stellten ein Leben von der Geburt bis zum Tod in 60 Sekunden nach und imitierten Alltagsszenen unter Jugendlichen.

Den Schwierigkeiten und Hürden des Erwachsenwerdens nahm sich in der vierten Darbietung des Abends mit „Short Cuts“ der DS-Kurs 10. Klasse des Franziskaner Gymnasiums Kreuzburg unter der Leitung von Benjamin Baumann und Simone Rupietta an. In selbstverfassten Dialogen boten die jungen Darsteller unter anderem Einblicke in die Berufsberatung: „Ich verschwende meine Zeit nicht für die Zukunft“, einen Geschwisterstreit, Abwege des Drogenmissbrauchs und dem dann doch noch geschafften Abitur. Zum Finale des Beitrags standen alle vorne und stellten sich und den Zuschauern die Frage, ob sie bereit seien, mehr Verantwortung zu übernehmen.

Als chorisches Theater wurde der fünfte Programmpunkt unter dem Titel „Generation 2000 Plus – die Ziellosen?“ angekündigt. Die DS-Kurse Q1 des Ulrich-von- Hutten-Gymnasiums wurden in der Vorbereitung von Raphael Kassner, Corinna Kuschnik  und Frank Solnitzky angeleitet und hielten, was der Titel versprach. Die zunächst leere Stuhlreihe auf der Bühne füllte sich rasch durch hektische oder ganz in sich gekehrte Menschen, die in einem überfüllten Bahn-Waggon gezeichnet vom Erfolgsdruck ihren Gedanken nachhingen. Bahngeräusche im Hintergrund hörend kam diese Darbietung mit einem spärlichen Bühnenbild aus, weil das Sprechen im Vordergrund stand. Es gelang eine Inszenierung von Ängsten, die wir alle kennen: „Was soll ich bloß aus meinem Leben machen?“. Das junge Ensemble überzeugte durch exaktes Sprechen und spritzige Themenwechsel und am Ende blieb die Erkenntnis, dass man dankbar sein soll für all die Wege, die einem offenstehen.

Den Schlusspunkt des abwechslungsreichen Theaterabends setzte „Das kalte Herz – FAME über FAM“, eine Märchenadaption frei nach Wilhelm Hauff, dargestellt vom DS-Kurs Q1 der Hohen Landesschule unter der Regie von Stefanie Zellmann und Alexandra Volpe. Den Kursteilnehmern gelingt es vom ersten Satz an, das Publikum in ihren Bann zu ziehen, denn da erscheint ein altes Thema im neuen Gewand, vorgestellt von Darstellern, die das Hauffmärchen zwar intensiv gelesen haben, aber dann ihre eigene Geschichte dazu in Szene setzten. John, der Protagonist, möchte dazu gehören und ein Youtube-Star werden und mehr Follower haben als irgendwer sonst. Auch er wird vor der Unterzeichnung des Vertrags gewarnt: „Ruhm bedeutet Macht, und er verändert dich!“ Jedes Wort der Vortragenden war Mahnung und Verführung zugleich und das Publikum bangte und litt voller Begeisterung mit bei dieser Werkschau, die sehr neugierig machte auf die lange Fassung, die im Juni vorgestellt werden wird. Sehr eindrucksvoll überzeugte der DS-Kurs auch mimisch und gestisch. Der Chor mahnte vergebens vor dem Verlust des freien Willens mit lautem Trommeln, der Traum vom Reichtum war zunächst der stärkere Magnet. Mit großem Applaus wurde diese Darbietung belohnt, die am Ende auch nachdenklich stimmte.

Nach diesen sechs ganz unterschiedlich geprägten Vorstellungen wurden alle betreuenden Lehrerinnen und Lehrer mit ihren betreuenden Künstlerinnen und Künstlern auf die Bühne gebeten und erhielten von Wolfgang Kischel im Namen der Stadt Hanau jeweils einen großen Blumenstrauß als Dankeschön. In den Gesprächen danach waren sich alle einig, dass die Wiederbelebung und weitere Förderung des Schultheaterlebens in Hanau und dem Main-Kinzig-Kreis weiterhin jede Unterstützung verdient.